Geschichte

Geschichte

Internationaler Wettbewerb Hervorragender Amateur-Pianisten

Der 1989 von Gérard Bekerman, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Absolvent der Pariser Hochschule für Musik ins Leben gerufene internationale Wettbewerb hervorragender Amateur-Pianisten richtet sich an Amateure von hohem Niveau. Sie gehen verschiedenen Berufen nach – Ärzte Angestellte, Anwälte, Ingenieure – oder sind Studenten oder Rentner.

Die Jury setzt sich jedes Jahr aus renommierten Pianisten oder bekannten Persönlichkeiten zusammen: Idil Biret, Anne Queffelec, Marisa Bruni Tedeschi, Sabine Lacoarret, Germaine Devèze, Francois-René. Dûchable, Marc Laforet, Aldo Ciccolini, Michel Dalberto, Alexis Weissenberg, Marc-Olivier Dupin, Eric Heidsick, Jay Gottlieb, Michel Beroff, Tristan Pfaff usw.

An der zweiten Jury, der «Pressejury », beteiligen sich über zwanzig Musikkritiker großer Regionalzeitungen und nationaler bzw. internationaler Medien. Sie alle fördern den Wettbewerb.

Im Lauf der Jahre war dem Wettbewerb ein immenser Erfolg beschieden. Hunderte Kandidaten aus über dreißig Ländern und allen Kontinenten sind dazu angetreten. Eines der Grundprinzipien des Wettbewerbs sind die völlig freien Programme. Ziel ist es, die Kandidaten nicht zu Pflichtvortragen zu zwin.gen, sondern Musiker mit Werken kennenzulernen, die sie selbst ausgewählt haben. Die Preisträger wurden eingeladen, unter der Leitung von Georges Pretre und des amerikanischen Dirigenten George Pehlivanian zu spielen. Sie wurden außerdem zum Festival Radio France Montpellier und Languedoc Roussillon eingeladen und spielten mit dem Symphonieorchester der Garde Républicaine unter der Leitung von François Boulanger.

Das Besondere an dem Wettbewerb ist, daß es sich nicht um Amateure im üblichen Sinne und schon gar nicht um Dilettanten handelt, sondern um Pianisten, die « nicht nur das machen », um Musiker also, die sich in der Vergangenheit irgendwann einmal – manchmal schweren Herzens – für ihren Beruf, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen, und gegen die Karriere als Konzertpianist entschieden haben.

Der Wettbewerb findet jedes Jahr unter der Schirmherrschaft von Bnpparibas Investment Partners statt (das nächste Finale ist für Samstag, den 23.März 2019 um 17 Uhr. Als Partner des Wettbewerbs nimmt der Sender Radio Classique das Finale auf. Teilnehmer aus der ganzen Welt sind bei dem Wettbewerb herzlich willkommen.

Der Internationale Wettbewerb hervorragender Amateur-Pianisten und seine Geschichte

Ich freue mich, Ihnen heute den „Concours International des Grands Amateurs de Piano“ vorstellen zu dürfen. International, das ist der Concours in der Tat mittlerweile. Seit er im Jahr 1989 in Paris ins Leben gerufen wurde sind gut 1.500 Bewerber aus der ganzen Welt gekommen. Wenn man einen Beruf ausübt – Arzt, Angestellter, Rechtsanwalt – und von weit herkommt wie aus Kalifornien, Peru, Sri Lanka, Bayern oder aus Aserbaidschan ,um ein paar Minuten in Paris zu spielen, was treibt einen solchen Bewerber dann an ? Sicherlich der Wunsch , gemeinsam in ein und derselben Sprache an einem Ereignis teilzunehmen, das in der internationalen Musiklandschaft in seiner Art absolut einmalig ist. Denn der Wettbewerb der großen Amateurpianisten ist eigentlich ein „Anti-Wettbewerb“. Hier hat der Wettkampf keinen Platz, hier ist wenig Raum für Konkurrenz und noch viel weniger für Rivalität. In der Musik, wie in allen anderen Bereichen der Kunst, macht der Begriff des „Besten“ allenfalls Sinn für die Dauer des Ausscheidens, aber kaum darüber hinaus. Im Übrigen ist wahrscheinlich der einzige Gegner eines Musikers nur er selbst…

Der „Concours des Grands Amateurs“: ein Anti-Wettbewerb

Wir haben nicht aufgehört, diesen Geist weiter zu entwickeln- nicht nur unter den Bewerbern, sondern auch zwischen den Kandidaten und der Jury, sodass sich von Anfang an vielmehr eine Seite-an-Seite, als eine Auge-in-Auge-Philosophie etabliert hat. Der Concours hat sich darum bemüht, auch während der Ausscheidungen die Kontakte zwischen der Jury, der Presse und den Kandidaten auszuweiten und hat bisweilen diejenigen, die den Wunsch dazu hatten, angeregt, Rat bei der Jury einzuholen, im alleinigen Bestreben, am Tag des Endausscheids oder während der Ausscheidungen ihr Bestes geben zu können. Wir erinnern uns beispielweise an einen Preisträger, den György Cziffra – einer dem Concours Nahestehender – in Senlis wenige Tage vor dem Endausscheid für eine Probe der Sonate von Liszt empfing, oder an einen deutschen Mediziner aus Würzburg, der ein paar letzte Ratschläge bekam. Bei jeder anderen Gelegenheit wäre wohl immer schnell das Wort Bevorzugung in den Mund genommen worden: Hier aber gereichte das Wohl des einen zum Vergnügen aller.

Damit diese Philosophie jedoch verstanden wurde, musste sie von einer Jury getragen werden, die anerkannt, gerecht und integer war. Ich kann nur bestätigen, dass dies immer der Fall war. Ich habe immer an die Stärke und Integrität der Juroren geglaubt. Wie bereits Eugène Delacroix 1831 sagte, geht es darum ‚Richter zu finden, Richter ohne Leidenschaft und ohne Vorurteile, die in keiner Weise ihre Freunde den anderen vorziehen und die nur die Gerechtigkeit und das Wohl der Kunst suchen’ (Lettre sur les Concours, 1831). Eines der treuesten Mitglieder des Concours war unbestritten die Ehefrau von Arthur Rubinstein. Sie erhielt Kenntnis von unserer Veranstaltung, als sie ins Leben gerufen wurde, unterstützte sie mit Hingabe und war regelmäßig Mitglied der Jury. Mit Begeisterung stand sie uns immer zur Seite: „Arthur hätte es geliebt“, vertraute sie mir eines Tages an.

Der Concours des Grands Amateurs hat den Geist des Einvernehmens, die gute Stimmung, ja die „Übereinstimmung“ zwischen allen dergestalt angetrieben, dass ich in einem Jahr sogar den Wunsch hatte, die Beratungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Einige Mitglieder der Jury hatten sich seinerzeit jedoch dagegen gestellt. Wahrscheinlich hatten sie Recht: man kann durchaus gerecht sein und dabei doch diskret bleiben. Natürlich wurden während und nach dem Concours auch Freundschaften geschlossen, von denen die meisten heute noch fortbestehen Das ist Ausdruck einer umso bemerkenswerteren Qualität, als einige der Kandidaten wahrscheinlich irgendwann einmal bereits versucht haben, die Nummer 1, der Beste unter den Besten zu sein. Ich würde dem hinzufügen, dass im Zuge der Ausübung eines Berufes die Kenntnisse, gestützt auf die bereits gemachten Erfahrungen, stetig anwachsen. Ein Künstler hingegen sieht sich häufig einer permanenten Infragestellung ausgesetzt, gleichsam einem Fluss, der im Laufe der Zeit versiegt, einem nicht abreißenden Verlust seiner Technik, seiner Mittel, seines Wissens: Ein Werk, das vor einem Jahr bearbeitet wurde, ist schon in Vergessenheit geraten, aber ein Arzt, so hoffen wir doch, hat nichts von seiner in der Vergangenheit erworbenen Fertigkeit verloren. Ein Hochschullehrer beherrscht wahrscheinlich heute das besser, was er gestern gelehrt hat, wohingegen ein Pianist etwas von dem vergessen hat, was er noch gestern wusste.Somit ist Zweifel vor allem dann, wenn man ihn kontrollieren möchte, ein Quell der Energie.

Eine Jury renommierter Pianisten

Zahlreich waren die Pianisten, die spontan ihre Teilnahme an der Jury zugesagt haben. Entsprechend lang und ausgewählt ist die Liste der Juroren der vergangenen Jahre! Zwischen dem Votum der Jury, dem des Publikums und dem der Presse war die Einhelligkeit die Regel und die Nichtübereinstimmung die Ausnahme. Der Concours ist stolz, in den Reihen seiner Jury Pianisten aufgenommen zu haben, die durchaus gute Gründe für eine Absage gehabt hätten,weil sie beispielsweise mitten in einer Tournee steckten, mit ihren Konzerten und Schülern beschäftigt waren oder ihre sonntägliche Ruhe genossen. Und dennoch haben alle, die wir eingeladen haben, auch mitgemacht und sind häufig sogar zu treuen Mitgliedern der Jury geworden,was zeigt, dass die Musik ihnen nicht unbedingt Angst macht. Ich denke dabei an Künstler wie Laforêt, Duchable, Weissenberg, Queffelec, Beroff, Biret, Boukov, Ciccolini oder Professoren des französischen Musikkonservatoriums CNSM, wie Sabine Lacoarret oder Germaine Devèze.

Die Pressejury: 40 Musikkritiker aus der ganzen Welt

Die Presse, die normalerweise so gerne der Kunst der Kritik frönt, hat aktiv unser Ereignis in der ganzen Welt gefördert. Die so oft an professionellen Musikern heftige Kritik übende Presse hat sich gegenüber den großen Amateuren stets wohlwollend gezeigt. Etwa 500 Presseartikel (oder vielleicht sogar mehr, würden wir sie denn alle kennen) haben die Qualität und den noch nie da gewesenen Charakter des Concours gewürdigt. Nur einige wenige Artikel haben sich gegenteilig  geäußert. Diese haben wir allerdings vergessen. Wir haben auf die ersten Artikel in den Zeitungen Les Dernières Nouvelles d’Alsace, Süddeutsche Zeitung oder Neue Musik Zeitung ebenso reagiert, wie auf die jüngsten Besprechungen der internationalen Presse. Dank seiner Urheber genießt der Concours heute einen wahrhaft internationalen Namen und freut sich vor allem darüber, jedes Jahr aufs Neue Bewerber aus der ganzen Welt begrüßen zu dürfen.

Finanzielle Mittel und Mäzenatentum

Ohne die Unterstützung von Partnern, wie Radio France oder heute auch Radio Classique, France 2-das dem Concours einige Stunden Sendezeit widmen und ihn mehrmals ausstrahlen wird-, sowie unserem Mäzen BNP Paribas Asset Management, mit dem der Concours nunmehr das dritte Jahrtausend einläuten darf, wäre die Förderung des Concours des Grands Amateurs nicht möglich gewesen. Dieser Unterstützung ist es zu verdanken, dass wir Soireen der großen Klavieramateure im Invalidendom mit François Boulanger und dem Orchestre de la Garde Républicaine oder an der Sorbonne mit Georges Prêtre oder Pierre-Michel Durand als Dirigenten des Orchestre du Conservatoire supérieur de Paris durchführen konnten. Das französische Ministerium für Kultur übernimmt seinerseits mit großer Treue die Patenschaft des Concours und gewährt ihm eine „symbolische“ Zuwendung. Im Bereich der öffentlichen Finanzen sind Haushaltsbeschlüsse heutzutage nur schwer auf den Weg zu bringen…

Jury, Presse und Förderer sind zwar die unverzichtbare Triebfeder des Concours des Grands Amateurs, aber die Bewerber sind und bleiben dessen eigentliche Seele. Heutzutage vereint unsere Bewegung gut 20.000 Freunde, Liebhaber und Anhänger in fünfzig Ländern; das reicht aus, um den Münchner Gasteig, das Théûtre des Champs Elysées oder die Carnegie Hall zu füllen. Unsere Kandidaten sprechen fünfzig Landessprachen und dennoch, so denke ich, vereinen sie sich in ein und derselben Sprache. Wir möchten diesen Weg in aller Bescheidenheit und von demselben Geist getragen zum Wohle aller und, wenn möglich, zum Wohle der Musik weiter beschreiten.

von Gérard Bekerman – Gründer des Concours des Grands Amateurs